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Redmi Buds 4 Pro im Test – für 100€ ganz schön stark
Xiaomi punktete zuletzt mit überraschend günstigen Smartphones und Wearables. Nun soll dieser Erfolg mit den Redmi Buds 4 Pro fortgesetzt werden.
Außen unspektakulär, aber innen ungewöhnlich stark für den Preis. So lassen sich die neuen Redmi Buds 4 Pro von Xiaomi um 99,99 Euro in den Farbvarianten Schwarz und Weiß in aller Kürze beschreiben. Die neuen In-Ears bieten am Papier so gut wie alles, was man von einem Kopfhörer der Preisklasse erwartet – etwa aktive Geräuschunterdrückung, starke Treiber und ein Transparent-Modus. In der Praxis schlagen sich diese aber überraschend wacker, wenn man die Kopfhörer mit bis zu 300 Euro teuren Flaggschiffen vergleicht. Dafür enthüllt der "Heute"-Test aber auch einige Mankos an unvermuteten Stellen.
Beginnen wir beim Typischen: Die Verpackung kommt nun kleiner als bei den Vorgängern daher und verzichtet auch mehr auf Plastik als bisher. Enthalten sind die Kopfhörer im Ladecase, dazu gibt es eine Kurzanleitung, ein ebenso kurzes USB-C-Ladekabel und drei Silikonaufsätze für die Buds in verschiedenen Größen. Zwar wurde der Name "Buds" der Vorgänger weitergeführt, die neue In-Ears kommen aber nicht in "Knopf-"Form, sondern besitzen einen Gehäuse-Steg. Einziger Hingucker ist dabei ein silberner Streifen in der weißen Version, sonst sticht nichts am Kopfhörer optisch sonderlich heraus.
Schöner Sound, aber der Bass schwächelt
Dass es auf die inneren Werte ankommt, zeigt Xiaomi aber schnell. So wurde der Schutz auf Staub- und Spritzwasserschutz erhöht, zuvor fiel der Staubschutz komplett weg. Auch gibt es erstmals duale Treiber, die Hoch- und Mitteltöne sowie Bässe stärken und separieren sollen. Das merkt man auch, aber nur zum Teil. Während es sehr gute und klare Hochtöne und Mitteltöne gibt, die nah an die Leistung weit teureren Flaggschiff-In-Ears heranreichen, schwächelt der Bass dann doch etwas, der Extra-Wumms fehlt. Bei Filmen, Serien und Pop stört das wenig, Bass-Fans könnten aber enttäuscht sein.
Ungewöhnlich gut für die Preisklasse fällt wiederum die aktive Geräuschunterdrückung aus. Von einer Leistung wie bei den Sony WF-1000XM4, den neuesten Apple AirPods oder den Huawei FreeBuds Pro 2 ist man da zwar etwas entfernt, aber nicht sehr, wie der Preisunterschied ausfällt. Die drei Mikrofone der Redmi Buds 4 Pro filtern monotones Summen und Surren fast vollständig heraus, schrille und laute Töne bleiben aber deutlich hörbar. Dabei hängt auch sehr viel davon ab, wie gut die In-Ears wirklich im Ohr sitzen. Die gute Nachricht: Dank der wechselbaren Silikonaufsätze findet man leicht den richtigen Sitz.
Typische Gesten-Steuerung und kleine Störgeräusche
Neben der aktiven Geräuschunterdrückung gibt es auch einen Transparenz-Modus mit gleich zwei Abstufungen. Eine davon lässt alle Außengeräusche durch, die andere hauptsächlich Stimmen, was gut bei Durchsagen und Gesprächen funktioniert. In beiden Fällen kämpfen die Kopfhörer aber etwas mit Störgeräuschen durch Wind – was sich auch bei Telefongesprächen äußerst, aber nicht so extrem, dass es unangenehm wird. Die Gesten-Steuerung kennt man von anderen In-Ears – einmal, zweimal und dreimal Tippen oder Halten am Gehäuse startet, stoppt und wechselt die Musik oder die verschiedenen Modi.
In der App lassen sich dabei ebenso Änderungen vornehmen wie an den Sound-Effekten, allerdings nur als Android-Nutzer, denn die zugehörige App findet sich noch nicht im Apple-Store. Ebenso schade: Software-Updates gibt es nur, wenn man sich für die Xiaomi-Services anmeldet. Das ist aber kein Einzelfall, immer mehr Hersteller schirmen ihr Geräte-Universum so mehr und mehr ab. Dafür ist bei den Kopfhörern auch gleich ein Sprachassistent mit an Bord und ermöglicht Stimmbefehle. Für mehr Tragekomfort der neuen Kopfhörer bietet Xiaomi außerdem eine Trage- und Silikonaufsatz-Erkennung an.
Für 100 Euro schnuppert man Flaggschiff-Luft
Ebenfalls ein kleines Manko kommt im täglichen Betrieb, denn nicht immer wird astrein erkannt, dass die Kopfhörer aus dem Ladecase entnommen und ins Ohr gesetzt wurden. Da hilft nur, sie zurück ins Case zu stecken und es erneut zu versuchen. Lästig, aber ein Software-Update kann das Problem wohl schnell beheben. Stark wie bei Flaggschiffen geht es dafür mit der technischen Ausrüstung der In-Ears weiter: Bluetooth 5.3 ist so neu wie ungewöhnlich und ermöglicht es, die Kopfhörer mit zwei Devices gleichzeitig zu verbinden. Und auch der Hi-Res-Audio-Codec LDAC wird unterstützt.
Bei der Akkulaufzeit muss sich Xiaomi nicht verstecken: Bis zu neun Stunden (ohne ANC; mit sind es rund 6,5) halten die Kopfhörer durch, drei weitere volle Ladungen bietet das Case an, wobei dieses nur per Kabel und nicht kabellos geladen wird. Die Ladung ist aber nahe an Rekorden, in nur zehn Minuten am Kabel gibt es zweieinhalb Stunden Hörzeit. Als Mankos bleiben der nicht so starke Bass, die vollen Funktionen nur bei Android- und Xiaomi-Nutzern und die nur kabelgebundene Ladung. Die Redmi Buds 4 Pro sind aber starke Kopfhörer, die zum Preis von 100 Euro bereits Flaggschiff-Luft schnuppern.